Ich habe in meinem Leben echt schon viele Bewerbungen gesehen. Und ich muss sagen, dass man in der Schule darauf manchmal wirklich schlecht vorbereitet wird. Manche Schüler* lernen das gar nicht erst. Aber selbst wenn sie es tun, so ist es immer nur ein Standardbrief mit den Standardanhängen. Dass man bei Bewerbungen und bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle flexibel und kreativ sein muss, das lernt man in der Schule nicht. Das liegt wohl daran, dass die meisten Lehrer diese Erfahrung nie gemacht haben. Als Lehrer läuft ein Bewerbungsverfahren ganz anders ab als auf dem freien Arbeitsmarkt.
Ich erinnere mich an eine Bewerbung, die mir in die Hände gefallen ist und von einer früheren Klassenkameradin stammte. Die Bewerbung enthielt kein Anschreiben, keine Bewerbungsmappe und ziemlich schmuddelige Unterlagen, die offenbar schon mehrfach verschickt wurden. Auch ich habe meine Unterlagen mehrfach verschickt – aber nur, wenn sie noch in Ordnung waren, nicht, wenn sie schon Kaffeeflecken enthielten. Es mag Berufe geben, in denen solche Bewerbungen auch gar nicht schlimm sind. Da darf ruhig mal etwas dreckig werden. Aber in diesem Fall ging die Bewerbung in ein Büro und die Ausbildungsstelle war ein Bürojob, in dem Ordentlichkeit und vor allem Klarheit ganz besonders wichtig waren. Entsprechend wurde meine ehemalige Klassenkameradin erst gar nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, denn sie erfüllte schon die Grundvoraussetzungen nicht.
Im Grunde ist es einfach – wenn man es weiß
Die Grundlage einer Bewerbung ist immer, dass man sie der Stellenausschreibung anpasst. Die meisten angehenden Azubis nutzen immer dasselbe Anschreiben. Manche ändern noch nicht einmal das Datum. Es gibt Bewerber, die sich auf unterschiedliche Stellen bewerben und dann die Anschreiben vertauschen. Da trifft dann die Bewerbung zur Ausbildungsstelle als Krankenschwester im Landratsamt ein, wo man sich eigentlich zur Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bewerben wollte. Es ist ein kleiner Fehler, der jedoch die größte Wirkung hat. Denn derjenige, der die Bewerbung am Ende liest, weiß nicht, wie es zu dieser Bewerbung für eine nicht vorhandene Stelle kommen konnte. Und er nimmt automatisch an, dass der Bewerber erst gar nicht in der Lage ist, seine eigenen Unterlagen, die über seine Zukunft entscheiden, zu kontrollieren.
Deine Bewerbung musst du darum immer – jedes einzelne Mal – dem anpassen, was in der Stellenausschreibung von dir verlangt wird. Schreibst du meistens, dass du pünktlich und zuverlässig bist, ist das ja schon mal super. Steht in der Stellenbeschreibung aber auch noch, dass du eine gute Auffassungsgabe brauchst und teamfähig sein musst, dann solltest du das ebenfalls in das Anschreiben aufnehmen. Bei der nächsten Stellenausschreibung, bei welcher vor allem das selbstständige Arbeiten gefordert wird, musst du dann eben diese Fähigkeit nennen. Aber bitte nimm unter keinen Umständen immer dasselbe Anschreiben und lies es vor dem Unterschreiben unbedingt nochmals durch und überprüfe, ob es zur Stellenbeschreibung passt, die Adresse richtig ist und alle geforderten Unterlagen enthalten sind. Denn wenn du schon dermaßen einfache Aufgaben nicht auf die Reihe bekommst, wird es mit der Ausbildungsstelle wirklich schwierig.
*Damit man diesen Artikel besser lesen kann, nenne ich nicht immer alle Gender. Sofern ich nicht deutlich auf das Geschlecht hinweise, sind immer alle Personen einer Gruppe genannt. Egal, ob männlich, weiblich oder divers.