Trotz der Coronakrise, die Abschlussprüfungen finden statt. Teilweise wurden sie etwas verändert, aber abgesagt sind sie nicht. Notwendig ist das auch gar nicht unbedingt. Doch einige Schüler sind dieses Jahr nicht in der Lage, unter fairen Bedingungen daran teilzunehmen. Und an diese scheint keiner zu denken, denn Alternativen für sie gibt es keine.
Die Rede ist von den Schülern*, denen die Coronakrise vor allem psychisch zu schaffen macht. Viele Schüler können zu Hause nicht im selben Ausmaß lernen wie in der Schule. Das sind längst nicht nur diejenigen, die aus einem sozial schwachen Umfeld kommen. Die Angst davor, an Corona zu erkranken oder andere anzustecken, ist auch bei Schülern da. Nicht alle trifft diese Angst gleich stark. Aber besonders Schüler, deren Eltern, Geschwister oder andere Familienmitglieder zu einer Risikogruppe gehören, fürchten sich davor, dass diese erkranken. Und genau sie sind es, die übergangen werden.
Keine Pflicht zum Unterricht, aber Pflicht zur Prüfung
Zwar haben die meisten Bundesländer Regeln zum Unterrichtsbesuch, in denen gefährdete Schüler nicht daran teilnehmen müssen, sie sind jedoch nicht von der Prüfung ausgeschlossen. Neben der ohnehin schon geltenden sozialen Ungerechtigkeit und den erheblichen Unterschieden beim Bildungsniveau, kommt jetzt auch noch Angst hinzu. Statt einfache Lösungen zu finden, um diese Schüler zu unterstützen, werden sie dazu gezwungen, an den Prüfungen teilzunehmen. Und das, obwohl gerade sie kaum eine Vorbereitung hatten. Die Zeit, die man zum Lernen hat, kann nur genutzt werden, wenn man dabei auch tatsächlich lernen kann. Und wer sich Sorgen macht oder Angst hat, der kann das nicht. Da helfen auch verschobene Prüfungen nichts. Diese Schüler müssen sich erst von der Angst und Sorge erholen, bevor sie wieder lernen können. Und das geschieht nicht, indem man sie unter strengen Hygienemaßnahmen zur Schule oder zur Prüfung schickt. Was sie brauchen ist Zeit und Sicherheit. Was sie bekommen, ist genau das Gegenteil. Und das, obwohl exakt diese Schüler demnächst in das Alter kommen, in welchem sie selbst wählen dürfen. Darüber werden sich einige Politiker in ein paar Jahren wohl so gar nicht freuen. Und dabei wäre es so einfach gewesen, die Schüler zu beachten, ihnen einen Plan B anzubieten und trotzdem die Prüfungen nicht abzusagen. Aber das muss man auch wollen und davon merkt man in Deutschland derzeit leider sehr wenig.
*Damit man diesen Artikel besser lesen kann, nenne ich nicht immer alle Gender. Sofern ich nicht deutlich auf das Geschlecht hinweise, sind immer alle Personen einer Gruppe genannt. Egal, ob männlich, weiblich oder divers.