Schüler sind der festen Überzeugung, dass sie sich ihre Ferien verdient haben und diese auch brauchen. Und ich würde ihnen zustimmen. Wer das ganze Jahr über hart arbeitet – gut, das trifft nicht auf jeden Schüler zu – der darf auch mal ein paar Tage oder Wochen frei haben. Aber vergleichen mit dem Urlaub der Eltern darf man das nicht. Nicht nur, dass diese viel weniger Urlaubstage haben, es ist auch ein Unterschied, ob man lernt oder arbeitet.
Wer nämlich arbeitet, der muss im Urlaub nicht ins Büro, die Klinik, auf die Baustelle oder wohin auch immer. Zu Hause muss er nichts machen. Nicht immer können Erwachsene dann auch geistig abschalten, aber meistens klappt es ganz gut, eben weil sie ja nicht auf der Arbeit sind. Schüler hingegen haben in den Ferien keinen Unterricht, aber vielleicht ja trotzdem was zu tun. Sie lernen für eine Klassenarbeit, müssen eine Lektüre lesen oder arbeiten an einem Referat. Und selbst wenn nichts dergleichen ansteht, wollen die Eltern unter Umständen, dass ihre Kinder auch während der Ferien etwas lernen. Für Kinder und Jugendliche ist nicht nur die Schule zum Lernen da, sondern auch das Zuhause. Hausaufgaben werden hier erledigt und für Tests und Arbeiten wird hier gelernt. Wenn Schüler also Ferien haben, können sie gar nicht richtig abschalten und frei machen. Denn sie bewegen sich automatisch an Orte, an denen sie sonst lernen.
Lernen und Arbeiten sind nicht vergleichbar
Schüler sollten vor allem aber eine Sache nicht unterschätzen. Das Lernen geschieht im Gehirn, egal ob man es will oder nicht. Das Gehirn hat den Drang, sich zu bilden, etwas zu lernen und sich zu entwickeln. Die Arbeit hingegen, die Erwachsene machen, kann auch mal ein anderer erledigen, wenn sie im Urlaub sind. Vielleicht kann sie auch liegen bleiben bis nach dem Urlaub. Das Lernen jedoch funktioniert so nicht. Wer gar nichts lernt, der rostet schnell ein. Das Gehirn fängt an zu vergessen und bildet sich nach und nach zurück. Das heißt nicht, dass man in sechs Wochen Sommerferien dumm wird. Nein, keine Sorge. So schnell geht es nicht. Aber dennoch verliert es an Wissen und das müssen Schüler nachholen. Ein aufwändiger und mühsamer Prozess, der in der Arbeitswelt so nicht vorkommt.
Darum darf man Ferien und Arbeitsurlaub auch nicht vergleichen. Schüler brauchen eine Pause von der Schule und auch vom schulischen Lernen, das steht außer Frage. Aber das Gehirn benötigt dennoch neues Wissen, Herausforderungen und vor allem Beschäftigung. Auch in den Ferien. Hier hat es aber jeder Schüler selbst in der Hand. Denn keiner schreibt vor, was gelernt werden soll. Hauptsache, das Hirn hat etwas zu tun. Aber den ganzen Tag Minecraft zu spielen, ist leider trotzdem nicht gut.
*Damit man diesen Artikel besser lesen kann, nenne ich nicht immer alle Gender. Sofern ich nicht deutlich auf das Geschlecht hinweise, sind immer alle Personen einer Gruppe genannt. Egal, ob männlich, weiblich oder divers.