Dank dem Fortschritt der Technik und der heutigen Möglichkeiten, mit Menschen in der ganzen Welt Kontakt aufzunehmen, sind Fremdsprachen mehr denn je gefragt. Doch bis man sich halbwegs verständlich in einer fremden Sprache ausdrücken kann, kann eine ganz schön lange Zeit vergehen. Am Anfang steht nämlich das größte aller Probleme: Wie fängt man an?
So, wie das Internet viele Möglichkeiten bietet, sich mit Menschen aus aller Welt auszutauschen, so bietet es auch eine Menge Möglichkeiten, Sprachen zu lernen. Eine Website, auf der es tatsächlich vollkommen kostenlos möglich ist, einen Sprachkurs zu absolvieren, ist Duolingo.
Über Duolingo
Kosten
Duolingo ist in der Tat komplett kostenlos und werbefrei und bietet auch nirgendwo eine Möglichkeit, sich zusätzliche Funktionen zu erkaufen. Einzig der international anerkannte Englischtest, ist nicht kostenlos.
Sprachtest
Duolingo bietet die Möglichkeit, einen international anerkannten Sprachtest zu absolvieren.
Sprachtest Englisch
Der Test kostet 49 US-Dollar, also rund 45 Euro, und kann von zu Hause aus geschrieben werden. Er steht lediglich für englische Sprachkenntnisse zur Verfügung und liefert dem Absolventen ein Zertifikat, welches über das Sprachniveau Aufschluss geben soll. Diesen Test habe ich nicht absolviert, darum kann ich keine Aussage über den Ablauf und die Qualität machen.
Angebot
Das Angebot von Duolingo ist vielseitig. Zunächst kann der Sprachlerner* eine Ausgangssprache wählen. Diese entscheidet nicht nur darüber, in welcher Sprache die Website erscheint und die Aufgaben schließlich gestellt werden, sondern auch darüber, welche Sprachen überhaupt gelernt werden können. Je nach Ausgangssprache sind das unterschiedlich viele Sprachen. Wer Deutsch als Ausgangssprache wählt, kann derzeit Englisch, Französisch und Spanisch lernen – übrigens alles zeitgleich. Wer mehr Auswahl möchte, kann zum Beispiel Englisch als Ausgangssprache wählen und so aus einer deutlich größeren Anzahl an Sprachen wählen, die unter anderem Türkisch, Schwedisch, Chinesisch, Walisisch und sogar Esperanto umfassen. Teilweise können sich Kurse noch in der Entwicklungs- und Testphase befinden, von Nutzern aber dennoch ausprobiert und absolviert werden.
Aufbau
Einzelne Kursabschnitte
Jeder Sprachkurs bei Duolingo läuft prinzipiell gleich ab. Der Lerner startet gegebenenfalls mit einem kleinen Einstufungstest, bei welchem überprüft wird, wie gut er die Sprache bereits beherrscht, oder beginnt mit der ersten Lektion. So muss ein fortgeschrittener Lernen nicht erneut bei Null anfangen. Die einzelnen Kurse bauen nämlich aufeinander auf. Wer einen neuen Kurs starten will, muss zunächst den vorherigen abschließen. Es gibt allerdings auf dem Weg zum Ende immer wieder sogenannte Prüfstellen, an welchen ebenfalls die Fähigkeiten überprüft werden und Lerner so die Möglichkeit erhalten, Kursabschnitte zu überspringen – vorausgesetzt, sie beherrschen alles, was in den Abschnitten gelehrt wird.
Erklärungen zur Grammatik
Die einzelnen Abschnitte sind jeweils in Themen unterteilt. Hierbei kann es sich um Lektionen zur Grammatik handeln, wie unterschiedliche Zeitformen oder spezielle Wortarten. Der Schwerpunkt kann jedoch auch auf dem Erlernen neuer Wörter und Ausdrücke aus einem bestimmten Bereich liegen. So beinhaltet jeder Sprachkurs beispielsweise Abschnitte zu Sport, Kleidung, Essen, Gefühle, Kunst, Kommunikation, Medizin und Familie.
Einzelne Lektionen
Eine einzelne Lektion besteht in der Regel aus etwa 10 bis 20 Übungen. Diese bestehen, je nach Voreinstellungen des Lerners, aus Übersetzungen, Sprachübungen, Hörverstehen, Zuordnungen und Auswahlaufgaben. Auf Wunsch können die Aufgaben in der zu lernenden Sprache vorgelesen werden.
Eine Übung im Französischkurs
Es gibt keine festgelegte Anzahl an Übungen, die in einer Lektion enthalten ist. Vielmehr bekommt man für jede richtige Antwort einen kleinen Fortschritt auf einem „Lernbalken“ zugeteilt, den man mit einer falschen Antwort aber auch wieder verlieren kann. Wie lange es dauert, bis eine Lektion abgeschlossen ist, hängt demnach also vom Lerner selbst an.
Kenntnisse auffrischen
Vokabeltraining mit Karteikarten
Da die Lektionen aufeinander aufbauen, beinhalten Lektionen für Fortgeschrittene natürlich auch bereits Gelerntes. Wurden jedoch Inhalte einige Zeit nicht trainiert, kann der Lerner seine Fähigkeiten in diesen Bereichen stärken und erhält dann einige Aufgaben, um die Kenntnisse aufzufrischen. Notwendig ist es allerdings nicht, diese Kenntnisse aufzufrischen, da man auch ohne Wiederholung weitermachen kann.
Motivation
Um die Lerner zu motivieren, können diese sich unter anderem mit Freunden in einer Bestenliste messen, sich feste tägliche Ziele setzen oder im Lingot-Laden kleine Belohnungen kaufen. Hierbei handelt es sich keineswegs um einen typischen „In-Game-Shop“, in welchem für echtes Geld eingekauft werden kann. Vielmehr erhalten Lerner beim Abschließen eines Kursabschnitts oder nachdem sie zehn Tage am Stück täglich ihr gesetztes Tagesziel erreicht haben, sogenannte Lingots, die sie im Lingot-Laden dann gegen einen Ruhetag oder extra Lektionen eintauschen können.
Was bietet Duolingo noch?
Mitwirkung an neuen Kursen
Wer hervorragende Kenntnisse in zwei Sprachen vorweisen kann, hat die Möglichkeit, an der Entwicklung neuer Sprachkurse mitzuwirken. An diesen können dann ab einem gewissen Fortschritt bereits Lerner teilnehmen, welche dann selbstverständlich mit Fehlern rechnen müssen, gleichzeitig jedoch eine Rückmeldung geben können, wie gut der Kurs ist.
Da sich auch in bereits erprobte Kurse Fehler einschleichen können, haben Nutzer bei jeder einzelnen Übung die Möglichkeit, diese zu melden oder eine Frage zu stellen, falls die Aufgabe oder die Lösung unklar sein sollte.
Für Lehrer
Duolingo für Lehrer
Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit, ein virtuelles Klassenzimmer zu erstellen, sodass Lehrer ihren Schülern Aufgaben stellen können, die sie im vorgegebenen Zeitraum absolvieren müssen. Hierbei kann es sich um konkrete Lektionen oder nur um eine gewisse Anzahl an Übungen handeln. Der Lehrer kann dabei sehen, welcher Schüler welche Fortschritte macht. Außerdem können die Übungen direkt in den Unterricht einbezogen werden. Dazu können Vokabeln abgefragt werden, die Schüler einer Klasse am häufigsten falsch schreiben, oder gleich eine ganze Übungslektion mit allen Schülern im Unterricht absolviert werden. Zukünftig soll es noch mehr Möglichkeiten für den Unterricht geben.
Mobile Version vs. Browserversion
Ganz gleich, ob man Duolingo auf einem mobilen oder stationären Gerät nutzt, die Inhalte des Sprachkurses sind exakt dieselben, weshalb man problemlos mehrere Geräte gleichzeitig nutzen kann. Dennoch bietet die App nicht so viele Möglichkeiten. Hier kann lediglich der eigentliche Sprachkurs absolviert werden. Zusätzliche Funktionen, wie das Übersetzen von Texten oder das Mitwirken an neuen Kursen stehen hier genauso wenig zur Verfügung, wie das virtuelle Klassenzimmer oder zusätzliche Erklärungen zu den einzelnen Lektionen und Themen. Das Erlernen einer Sprache ist jedoch dennoch möglich.
Wer mehr Möglichkeiten möchte, muss also auf den Computer zurückgreifen. Hier wiederum gibt es nicht alle Aufgabenarten der mobilen Version. Zuordnungen sucht man vergeblich und auch das Bilden von Sätzen durch vorgegebene Bausteine wird in der Browserversion nicht angeboten. Beides ist aber ohnehin etwas, was sich überwiegend für Geräte mit einem Touchscreen anbietet.
Qualität
Die Qualität der Sprachkurse kann zwar nicht mit dem eines Leistungskurses in der gymnasialen Oberstufe mithalten, bewegt sich aber beim Abschluss aller Lektionen etwa bei A2 gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Es werden Grundkenntnisse in der Sprache vermittelt, jedoch muss der Lerner diese nie selbstständig anwenden. Das freie Sprechen oder Schreiben wird nicht trainiert, weshalb die Sprachkurse nicht über das Niveau A2 hinausgehen.
Auch wenn sich hin und wieder kleine Fehler in die Lektionen einschleichen, so sind diese überwiegend fehlerfrei. Die Übungen zum Hörverstehen sind jedoch manchmal nur schwer zu verstehen, da die Audiodateien aus einzelnen Wörtern und Silben zusammengesetzt werden. Dadurch geht die natürliche Aussprache verloren. Hinzu kommt, dass selbige hin und wieder undeutlich ist, sodass dem Lerner nur die Möglichkeit bleibt, die Option des langsamen Vorlesens zu wählen, um zu verstehen, was gesagt wird.
Der Aufbau der Sprachkurse ist durchdacht und abwechslungsreich. Es muss nicht immer wieder dieselbe Übung wiederholt werden, auch wenn innerhalb einer Lektion durchaus mehrfach dieselben Aufgaben erscheinen können. Langeweile kommt hierdurch nicht auf. Vielmehr wechseln sich einfache und schwierige Übungen ab und auch die Aufgabenart variiert innerhalb einer Lektion.
Fazit
Duolingo
Duolingo überzeugt mich auf ganzer Linie. Zwar kann man mit dem Sprachkurs allein keine hervorragenden Sprachkenntnisse erwerben, sehr wohl jedoch grundlegende Kenntnisse, welche bereits ausreichen, um außerhalb von Duolingo oder anderen Sprachkursen ebendiese Kenntnisse zu verbessern. Die Motivation zu lernen wird durch die Motivationsmöglichkeiten gut aufrecht erhalten und der Austausch mit anderen Lernern ist sehr bereichernd.
Dass die Hörbeispiele manchmal schlecht zu verstehen sind, ist vor allem dann ungünstig, wenn man schreiben soll, was man hört. Die Möglichkeit, sich das Hörbeispiel langsam anzuhören, hilft hier jedoch meist sehr gut.
Ich selbst habe bereits Grundkenntnisse in Niederländisch mit Duolingo erworben und diese im Anschluss ohne einen weiteren Sprachkurs oder ähnliches vertieft. Derzeit lerne ich mit Duolingo Französisch und, sofern ich eine weitere Sprache lernen möchte, wird Duolingo ebenfalls meine erste Wahl sein, um mir Grundkenntnisse anzueignen.
*Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten selbstverständlich für beide Geschlechter.